2014
berkan karpat
Statement
cyberphysical art
000
Der große Atem der Kunst
muss
in der Gehirnelektrik tanzen,
die Hormone,
die DNA
umwirbeln.
Ich will es auch messen,
um nicht zu stottern:
Ja irgendwie wirkt die Kunst…
Ich will es gestalten
die Kunst,
die
formt
den Körperkosmos;
und
durch ihn
formen die Kunst.
Und
diese Kunst,
des kybernetisch-biochemischen,
wird nicht nur formen
den alten
historischen
soziopolitischen
Kulturraum
auch
den Neuen öffentlichen,
politischen Raum:
den Körperraum.
In den Blutbahnen
zeichne ich.
An die Körperwände
hänge ich die Werk.
Stelle in den Körperraum
Skulptur, Plastik.
Die Gene werden tragen
die Signatur der Werke.
Erinnerungsmolekül –
in den Kindern und Kindeskindern.
Jeder Körper
ein Artefakt
neben
den Artefakten
in den Erinnerungsräumen
der Kunstsammler.
001
In meinem verzweifelten bestreben
das Kunstwerk
von seiner körperlichen Wirkungslosigkeit zu befreien,
materialisierte ich das heilige Wort in mechanische Schwingung,
band es in den Leib der Kunst und verströmte es in die Menschenkörper.
Die Körper erzeugten Elektrik.
Die Elektrik steuerte Maschinen.
Die Maschine formte, formt Kunst.
Vibrierende Kunst.
Kunst aus Traumelektrik, Gehirnelektrik.
Kybernetische, biochemische, biophysische Kunst.
Kunst die auf den Körper strahlte, auf ihr als Impulsschlag tanzt.
Jeder Impuls wurde zum Pulsschlag in den Blutbahnen,
formte Hormone, DNA,
formte Mensch zur Kunst.
Körperelektrik im Werk,
die Werkelektrik im Körper vibriert!
Im Körper der Träumer taktet sich die Traumzeit,
Gehirnwellen im Gleichtakt,
im Gleichtakt verwoben zur Kunst.
Frei wurde sie die Kunst von ihrer Wirkungslosigkeit.
Befreite sich von ihrem rosa Rock,
von ihrem Gähnen an der Wand und dem Aktienmarkt.
Heilung! für Kunst und Mensch.
002
Das Gewölbe Raumzeit ist ein klaffender maßloser Leib,
ein Marktplatz.
Er will gefüllt werden.
Jeder füllt sie!
Bürger, Bürgermeister, Perfümhändler, Strassenclown, Bettler,
zur Parkbank verstaubende Skulpturen.
Ich will sie füllen mit Kunst.
Mit einer Kunst, die an der Soziotopie rüttelt,
bis ihre Geschichtsblätter,
ihre Menschenblätter fallen.
Hinabfallen in den heilenden Erdleib der Kunst.
003
In der Kunst des kybernetisch-biokosmischen
ergibt erst
ein Maß an Geduld in den Adern die Farbe.
Die Demut durchschimmert
das Werk.
Wer sich Gottes-Formung hier überlässt,
entfaltet sein Selbst zur Schönheit der Schöpfung.
Der Künstler der Digitalenmaschinenwelt
ist wieder ein Arbeiter in der Werkstatt Gottes.
Er wie sein Betrachter:
Werkstück und Arbeiter
erzeugen
Werkstücke und dort
in der Genügsamkeit heilt das Werk in den Körper
und der Körper in das Werk.
Das Verborgene verfängt sich im Blick,
in den Genen erscheint
aus mir, aus dir,
aus den kommenden Kindern,
den Kindeskindern,
im Lichtstaub des Kunstwerks,
der Klang, der durch seinen Flügelschlag gebiert
die Zeichen in den Horizonten und im Selbst,
die gesichtet werden
auch im Herzen und im Werk
des Künstlers
der Cyberphysical Art.
Er ist ein Künstler der Demut.
Er ist ein Derwisch,
ist Geburtshelfer
ist
Gottesbarde
Gottesdiener!
Er ist erweckt
und
erweckt
in
den Hirnwellen,
im Herzmuskel
die Seelenerinnerung:
Ich war einmal ein Kind
staunte
über die Welt.
Dort an der Grenze zum Weltenall sah ich Dinge
die ich vergass.
An der Kreuzung der Warenhäuser stehe ich Heute,
mein Ich
dröhnt über den Marktplatz,
verlassen hat mein Herz
Dich und die Menschenkinder!
Hinabfallen in den heilenden Erdleib der Kunst
will ich.
Dort will ich werden
Gotteswerkstück.
005
Und noch einmal
Der Künstler ist Derwisch.
Der Derwisch ist Gottesbarde.
Gottesdiener!
Ich bin der Sänger, der Dichter,
der — so Gott will
seine Hände Atem
zeichnet
auf die
Menschenblätter
ja weiter noch in ihnen selbst zeichnet.
Sie dann in die Welt streuten.
006
Für den Kunsthändler wird es schwierig.
Die Werke die übrige blieben
sind
außer Flachware, Skulpturen, Filmstreifen,
flüchtiger Tanz in der Gehirnwelle,
Zeichnungen im den Blutströmungen
den Hormonen
und
den Genen.
007
Die Zeichnungen in den Genen aber sind
Fackeln
die weitergereicht werden.
Körpererinnerungen,
die manchmal
durch poetische Fehlzündungen
die Seele wecken:
Es war einmal der Gottesbarde
Berkan Karpat
der sang in die Körper
unserer Väter
sein Lied.
008
Vor einem halben Jahrhundert formulierten einige
im Antiobjekt-Manifest folgendes:
„Wir fordern die tatsächliche Extensivierung,
in der die einzelnen Kunstgattungen aus sich heraustreten,
um alle Ausdrucksmöglichkeiten zu einer integralen Kunst zu verflechten.“
Schöne Forderung!
Dies muss erweitert werden:
alles was die Geste des künstlerischen in sich trägt,
sollte herausgefiltert werden aus Wissenschaft, Technik,
generell aus dem Lebens
und zur Kunst verflochten werden.
Und der Menschenkosmos soll und muss ebenfalls einverwebt werden
als Erzeuger, Sender, Empfänger.
Seine Körperkosmos sollte gestalten und gestaltet werden.
Wenn all diese Prozesse zueinander sich bewegen, sich verflechten
entsteht erst integrale Kunst!!
009
An der Schnittstelle zum neuen Jahrtausend wuchs die Kunst
— ohne Körperwirkung —
zur Medienkunst und in all ihrem Untergewächse:
wie Elektronische Kunst, Digitale Kunst,
Digitale Netzkunst, Interaktive Installation oder
Cave Automatic Virtual Enviroment heran.
All diese Kunstgewächse vernachlässigen den Körperkosmos des Menschen.
Der Mensch bleibt immer noch im Außen der Kunst,
in seiner Betrachtung und Aktion.
Selbst die Virtuelle Enviroment Kunst, die den Betrachter in eine virtuelle Persönlichkeit verwandelt oder vielmehr mit ihm in einer virtuellen Welt agieren lässt,
nutzt biophysische Daten als Signalquelle und kaum in seiner Feedbackstruktur
Der Menschblick ist Impulsgeber
und sein Blick
steuert sein Abbild in einer binärmaschinellen Welt.
Im Reizimpulsmanagement
der Virtuel-reality-Künstler
und Spieldesigner
werden bestenfalls
Blutdrucksteigerung
und Stresshormonverschüttung
provoziert
durch
elektrische Reizimpuls
an der Spielkonsule, um
die Effizienz der Spielarbeit zu steigern,
im Belohnungs- und Bestrafungssystem.
Das Kunstwerk bleibt
unbewußt,
unaktiv,
poesielos.
Der Mensch verlebt sich in der Impulsreaktion.
Wird Trainingsmaschine
ästhetischer Reizsteuerung
ohne Metaphysik.
Und ohne Metaphysik
keine Kunst!
Ich aber will
den Menschen
in und zum
Kunstwerk verwandeln.
Will ihrer
poetische
Wechselwirkung.
Will ihre
Metaorganisation
an der Schnittstelle
der kultischen, rituellen,
biokosmischen
Reinigung.
Und womöglich ist dies erst die Vorbedingung
für etwas größeres…
010
In der Berührung verleibt sich
das Werk den Betrachter.
Und umgekehrt.
Betrachter und Werk
schliessen den Kreis
in dem
die Wechselwirkung fließt.
Die Berührung hinterlässt
die Salzzeichnung
des Daseins,
eines Jeden
in das Werk
und
das Werk
schreibt sich ein
in die Haut
des Betrachters
in die DNA
wird
Signatur des Werks,
wird
Erinnerungssegment,
die die
Veränderung
des Seins
speichert
und
weiterreicht
an
die Nächsten.
011
Jeder Raum ist theatral, ritual.
Deswegen stört es mich nicht
wenn einige sagen:
Karpat ist
Theaterbildhauer
Raumdichter
Kunstpriester.
Jede Interaktion ist szenisch,
ist politisch.
Auch wenn Richter behaupten
im definierten Raum der Kunstäußerung
ist alles apolitisch,
ist allein Kunst.
Mag sein.
Mag sein, das die cyberphyische Kunstäußerung
im definierten
KunstRaum
kurzzeitig
als Aktionen
das soziopolitische,
historische
Raumvermächtnis
harmlos ins Wanken bringt.
Temporäre Raumschwankungen
haben dennoch Wirkung.
Im Stadtgedächtnis
hinterlassen sie
dünne Spuren.
Stolperfäden.
Was aber ist mit dem Körperraum?
Der Körperraum ist der neue Raum
künstlerischer wie
politischer Äußerung.
Körperraum.
In dir forme ich
die Skulpturen,
die Plastik,
die Flachware
das Theaterspiel.
Aus dir hol ich
die Formung der Werke.
Im Körperraum herrscht Gesetzesfreiheit.
Er ist das neue Wilde Land
der Kunst.
Neuland
Körperland
Traumland.
In ihr graviere ich mit der elektrischen Nadel
die neue Soziotopie.
Den Erwachten.
Epilog
Ist Cyberphysical Art ein Untergewächs der Medienkunst, der Cyberart?
Die Zeit wird die Entscheidung treffen.
Ich sage die Medienkunst, die Cyberart
sind Kind einer angeheirateten Mutter.
Wir sind Brüder, Schwestern aber nicht Blutsverwandte.
Beide nutzen wir Elektrik, Cybernetik
absorbieren Wissenschaft, Technik
in die Verschmelzung mit
der Performance, Bildhauerei, Musik und Tanz.
Doch Geschwister wollen andere Dinge:
unsere Wertvorstellungen über die Interaktion sind verschieden.
Ich will die körperliche Wirkungslosigkeit
der Kunst aufheben.
Will Gottes Fackelträger der Katharsis sein,
die sich in den Körperbahnen einschreibt.
Epilog des Epilogs
An der Schwelle zur Nanokunst
An der Schwelle zum Gendesign
bin ich der Vorbote.
Bin Pionier gewesen
und deshalb ein ergrauter mit einem alten Traum.
Menschen bewegen nun Atome und erzeugen Materialen,
die es in der Natur nicht gibt.
Menschen zerlegen, produzieren
am Gensynthesizer
am lebenden Material
schöne neue Werke.
Auch ich erzeugte am Gensynthesizer
einst eine künstliche Genskulptur,
die in meinem Kühlschrank ruht.
Meine Tochter die sie erbt,
wird sie vielleicht ausstellen.
Da der in seinen Genen optimierte Mensch,
den mancher einer erzeugen will
noch in der Ferne, in den Gläsern wartet,
ist der Mensch von Nebenan fast vergessen
und sein Menschenkosmos
wird übersehen,
da mancher Künstler am Gensynthesizer
das Lebendige als Spielzeug
der Kunst formt. statt mit ihr zu interagieren.
Während sie träumten und träumen
durchwebte ich die Körper.
Erschuf Körperwerke.
Dort draußen laufen
Körperwerke
ohne zu Ahnen
was der Morgen
in ihren Kindern in ihren Körpern bewegen wird,
da sie sich einst dem Kunstprozess überlassen hatten.
Was auch immer sein wird…
Ich aber wollte nur Heilung durch die Kunst Gottes
die in mir erwachte.