Jahrhundertelang wurde der Koran auch als Manifest der Ästhetik verstanden, erfahren und ausgekundschaftet. Heute scheint dieser Aspekt weitestgehend in Vergessenheit geraten zu sein. In prozesshaften Installationen wird der Versuch unternommen für den Koran eine heutige künstlerische Sprache zu finden.
In seinem Werk Iqra (arabisch: rezitiere) rezitiert das Wasser den Koran – und das in doppeltem Sinne. Dies vollzieht sich zum einen in den Skulpturen Berkan Karpats und zum anderen in den Körpern der Ausstellungsbesucher*innen, die zum allergrößten Teil aus Wasser bestehen.
In seinen interaktiven Skulpturen lässt Karpat den Zuschauer*innen Klang des Korans spüren. Durch Berührung verwandelt eine vibrierende Platte das Hören in Fühlen. Der Körper wird durch die Berührung mit den Fingern in Schwingung versetzt.
Ein Exemplar des Koran, eingeschlossen in einem kubischen Wasserbehälter, beeinflusst die Struktur des ihn umgebenden
Wassers und damit auch sein Frequenzspektrum. In einer Abfolge von Sinus tönen flüstern Koransuren den Betrachter*innen durch
das Medium Wasser ihre Melodie zu, ein Koranrezitativ, in dem Wissenschaft und Technik mit Poesie und Mystik verschmelzen.